Spirituelle Frauenreise nach Marrakesch, dem Herzen Marokkos

Den Rhythmus von sieben Tagen werden wir in der „roten Stadt“, in Marrakesch verbringen. Wir werden in der Altstadt in einem traditionellen orientalischen Haus wohnen, dessen Ausstrahlung die Gedanken besänftigt und das Herz erstrahlen lässt.

Die Tage werden mit Tanz, Meditationen, Gespräche über die Kultur, den Glauben und die Bräuche dieses Landes und dem verborgenen Sinn der äußeren Welt gefüllt. Die den Gaumen und die Augen anregende Küche, die von heimischen Gruppen begleiteten Rituale mögen die Türen der Freude und des Vertrauens öffnen und die Möglichkeit schenken, sich mit Dingen auseinander zu setzen, für die man im Alltag weniger Raum findet. Einen ganz besonderen Frauenpflegetag und Ausflüge in die Souks runden das „Sein“ in dieser Stadt ab.

Eine Frauenreise voll Freude, Sinnlichkeit und Spiritualität auf dem Weg zu sich selbst.

Marrakesch

Die über den Atlas geworfene Perle ruht am Fuße dieses Gebirges und trägt in sich, wie keine andere Stadt, all die Eigenschaften dieses komplexen Landes. Sie trägt in sich die Gegensätze, die dieses Land ausmachen, die Ruhe, die bewegte Geschichte und die reiche, vielfältige und rebellische Phantasie. Marrakesch ist ein offenes Buch, durch die Unbeständigkeit der Zeit und die Vielfalt des Raumes geschrieben und mit verschiedenen Stimmen gelesen. Marrakesch, sagt man, ist eine Löwin, die die Facetten der Sanftheit und Wildheit in sich vereint.

Djami al Fana

Marrakesch ist das Herz Marokkos und der Djāmi‘ al Fanā‘ (wörtl. Platz der Entwerdung), der große Platz, der sich vor der Altstadt ausbreitet, ist wiederum ihr Herz, der kulturelle Raum dieser Stadt. Es ist nicht seine Architektur, die ihn zum Menschheitserbe qualifiziert, sondern die Menschen selbst sind es, die auf seinem Boden durch mündliche Überlieferung ihr Brauchtum lebendig halten und weiterentwickeln. Der Platz datiert aus den Gründungsjahren von Marrakesch in den Jahren 1070 bis 1071 und er wirkt wie ein bunter Freiluftzirkus mit seinen malerischen Gestalten.
Gleich vom Djāmi‘ al Fanā‘ aus sieht man das Wahrzeichen der Stadt: das Minarett der altehrwürdigen Kutubiya Moschee. Benannt wurde sie nach dem in ihrer Nachbarschaft gelegenen Souk al Kutubiyyin, dem Basar der Buchhändler, der schon im 12. Jahrhundert existierte, also zu einer Zeit, als die Europäer kaum das Wort „Buch“ schreiben konnten.

Souk

Gleich neben dem Djāmi‘ al Fanā‘ dehnt sich der Souk aus, entstanden aus Plätzen und Gässchen. Hier fertigen Handwerker so vieles an: Kessel, Kerzenständer, Lampen, Tabletts, Teekannen, Vasen ... Die Bazare sind von oben bis unten voll unterschiedlichster bunter Waren. Hier türmen sich appetitliches Brandteiggebäck, gefüllte Hörnchen, Datteltörtchen, dort sitzen reihenweise Männer an mechanischen Nähmaschinen. Da stapelt sich weiche Wolle, da wird ein Glas heißer Pfefferminztee eingeschenkt. Der orientalische Duft von Gewürzen und Eingelegtem im Souk der Lebensmittelhändler steigt einem in die Nase; die leuchtenden Farben der im Souk der Färber angebotenen Wolle ziehen die Blicke magisch an; Bratspieße und Backwaren mit Honig lassen ein Gefühl des Hungers verspüren; das Gemurmel der Menschenmenge und das dumpfe Geräusch von Werkzeugen dringt an die Ohren. Sich im Labyrinth der Gässchen, Treppen, Durchgänge, Gewölbe und Sackgassen verlieren und eine faszinierende Welt erleben, die sorgsam gehütet wird. So oder ähnlich geht es wohl jedem, der durch die zahlreichen Souks schlendert. Und das Handeln wird zur Bewusstseinsförderung eingesetzt. Das Handeln als Ausdruck der Verbundenheit. In Ländern, wo feste Preise herrschen, ist es überhaupt keine Kunst, etwas einzukaufen. In den Souks hingegen ist der Preis, der zuerst genannt wird, ein unbegreifliches Rätsel, ein Staunen zweier Welten, ein Auskosten von Möglichkeiten, um am Ende festzustellen, dass es so viele verschiedene Preise wie Menschen auf dieser Welt gibt. Feilschen - es ist eine Kunst des Lebens.

Altstadt

Sie beherbergt auch noch andere Juwelen. Es sind die Riyads, die traditionellen arabischen Häuser, welche drei, sogar vier Generationen Platz bieten. Das marokkanische Haus ist um einen Innenhof gebaut, der das notwendige Licht für die Zimmer liefert. Die 6 bis 8 Meter hohen Außenmauern zeigen oft keine Fenster und werden nur von einer schweren Holztür durchbrochen. Das Innere des Hauses bleibt für die Passanten der Gasse ein Geheimnis. Und wenn man in dieses Geheimnis eintritt, dann spricht man im Orient die Worte: „Verhülle mich mit deinem göttlichen Schleier“. 
Es ist die Passage von außen nach innen. Und innen zeigt sich der Reichtum, der außen bescheiden zurückgehalten wurde. Eine Architektur, dessen Schönheit sich in den Ornamenten, Formen, dem Spiel von Schatten und Licht und im Garten widerspiegelt. Es ist der Raum der Weiblichkeit. 

Der Innenhof eines traditionellen Riyads (arabisch Garten), wird durch Wege in vier Beete unterteilt, in denen meist Rosen und Hibiskus blühen. Zitronen-, Orangen-, Feigenbäume und Zypressen spenden wohltuenden Schatten. In der Mitte plätschert ein kühlender, labender Brunnen. Die vier kleinen Gärten symbolisieren für den Muslim das Paradies auf Erden. Sie bieten dem Bewohner einen Ort der Stille, der Frische, inmitten einer Altstadt voll Staub, Lärm und pulsierendem Leben.

Zur Geschichte der Stadt

Marrakesch ist das Zentrum der Phantasie, Hauptstadt der Fabulierer, der Phantasten, der Suchenden und der Rhythmen. Sie ist die Quelle und die Hüterin eines alten, uns allen innewohnenden Wissens.

Kurze Zeit, bevor die Marokkaner ihre Unabhängigkeit im Jahre 1956 erhielten, erstellten die Franzosen eine Liste aller Gebäude, die sich innerhalb der Stadtmauern von Marrakesch befanden: Ungefähr 26 500 Häuser, davon 2300 Riyads, wurden in der Altstadt gezählt, die sich in den letzten zwei Jahrhunderten nicht wesentlich verändert hat.

Marokko hat ursprünglich seinen Namen von Marrakesch. Von alten arabischen Chronisten wurde Marrakesch Mraksch „die Stadt“ genannt. Dieser Name wurde nach und nach abgewandelt und dann für das ganze Land verwendet.

Die mit 650 000 Einwohnern viertgrößte Stadt des Landes liegt, umgeben von Dattelpalmen, auf 450 Meter Höhe in der fruchtbaren Haouz-Ebene. Das Wort Haouz bezeichnete ursprünglich das im Besitz des Sultans befindliche Umland der jeweiligen Hauptstadt, heute ist damit nur noch die Region jener Königsstadt gemeint, die dem Land seinen Namen gegeben hat: Marrakesch. In der Tifinasch-Berbersprache bedeutet der Stadtname Durchzugsland (mar-ur-kuch) und meint ein neutrales Gebiet zwischen den Revieren verschiedener Sippen.

Marrakesch wurde 1062, kurz nach der almoravidischen Machtergreifung, auf bis dahin unbesiedeltem Gebiet als Militärlager gegründet. Unter Yusuf Ben Tachfin stieg die zügig ausgebaute Ansiedlung zur Almoraviden-Residenz auf. Nach seinen sieg- und beutereichen Kriegszügen gegen Alfons VI. von Kastilien, dem Tachfin 1086 das spanische Toledo entreißen konnte, begann für Marrakesch eine Zeit der Blüte. Zahlreiche Moscheen und Paläste entstanden. Yusufs Sohn und Nachfolger Ali Ben Yusuf ließ 1126/27 die heute noch erhaltene Wehrmauer anlegen und vor den Toren der Stadt die ersten Palmenhaine anpflanzen.

Aus der Gründungszeit von Marrakesch ist heute kaum noch etwas erhalten. 1147 stürmten die Almohaden (arab. Al-Muwahidun) die Stadt, zerstörten die meisten almoravidischen Bauwerke und ließen neue Prachtbauten wie die Kutubiyya-Moschee entstehen. 
Von einer verheerenden Pestepidemie 1176 erholte sich die Stadt nur langsam, erlebte dann aber unter Yakub Al-Mansur ab 1184 ihre größte wirtschaftliche und kulturelle Blüte. Gegen Ende des 13. Jh. von 150 000 Einwohnern bevölkert, konnte sie sich in ihrer Pracht mit den großen islamischen Zentren wie Bagdad und Kairo messen.

Mitte des 13. Jh. schwächten Thronstreitigkeiten die Almohaden, es begann der Aufstieg der Meriniden-Dynastie. Abou Yusuf Yakub eroberte 1269 die Almohaden-Hauptstadt und verlegte zwei Jahre später die Residenz nach Fes. Bis Anfang des 16. Jh. schrumpfte die Bevölkerung von Marrakesch auf 20 000 Einwohner. Erst mit der Saadier-Dynastie, die 1521 in die Stadt einzog und sie 1554 zur Hauptstadt ihres Reiches machte, ging es wieder aufwärts. Mit dem Gold von Timbuktu - Sultan Ahmed Al-Mansur eroberte 1591 die reiche Handelsstadt - wurde die inzwischen stark verfallene Perle des Südens erneut zur glänzenden Metropole ausgebaut. Es entstand der Badi-Palast, der selbst als Ruine noch heute durch seine gewaltigen Ausmaße beeindruckt.

Die Herrscher der Alaouiten-Dynastie bevorzugten Ende des 17. Jh. wiederum Fes als Hauptstadt. Mulay Ismail ließ die bedeutendsten Bauten aus der Regierungszeit der Saadier zerstören. Obwohl Marrakesch bis ins 20. Jh. hinein immer wieder einmal als Residenz fungierte, stand die Stadt seither im Schatten der Konkurrenz aus dem Norden. Mit der Unterstützung El-Glauis, des Paschas von Marrakesch, marschierten 1912 die Franzosen in die Stadt ein. Der „Löwe des Atlas“, wie El-Glaui auch genannt wurde, beherrschte bis zur marokkanischen Unabhängigkeit 1956 weite Teile des Südens.

Heute ist Marrakesch eine Stadt des Handels und Handwerks. Die Medina wird von kleinen Laden-Werkstätten mit mehr als 30 000 Handwerkern geprägt. Die Altstadt ist ein wichtiger Absatzmarkt für handwerkliche Produkte. Die moderne Universität im Norden, wichtige Messen, Kongresse und ein Filmfestival tragen zur wachsenden internationalen Bedeutung der Stadt bei.

Es gibt Orte, die unsere Phantasie beflügeln, oft genügt schon ihr Name, um Träume und Erinnerungen in uns wach werden zu lassen. Von manchen Orten besitzen wir Vorstellungen, obwohl wir sie niemals zuvor besucht haben. Für viele Menschen ist Marrakesch ein solcher Ort.